1892

alljährliche Generalversammlung

Zum ersten Mal seit der Gründung hatte man eine Ausnahme gemacht und die alljährliche Generalversammlung nicht am 25. März sondern bereits am 20. März abgehalten.

Nachdem Kommandant Späth und Schriftführer Köppele die Jahresrechnung vorgetragen hatten, schritt man zur Neuwahl der Chargierten und diese ergab als Resultat:

 Georg Seidl, Zimmermann,         Hauptmann
 Ludwig Riederer, Kaufmann       Adjutant
 Franz Dachauer, Bürgermeister   Kassier
 Karl Köppelle, Hauptlehrer,       Schriftführer.

Kurze Zeit nach dieser Wahl hielt der neue Hauptmann Seidl eine Übung ab, wobei kleine Differenzen vorkamen, die rückwirkend auf die Feuerwehr waren. Der Hauptmann, sowie der Adjutant wollten unter diesen Umständen nicht mehr auf Ihren Posten verbleiben.

In der am 15. Mai abgehaltenen Versammlung legten die beiden ihre Chargen nieder. Die Neuwahl ergab nun:

 Josef Breu, Schreinermeister,  Hauptmann
 Georg Hastreiter, Bäckermeister, Adjutant

Der "Wastl" in Schachten in Flammen

Ruhig verlief die Zeit, hie und da wurde eine Übung abgehalten. Sonst schien alles im Gleichgewicht zu verbleiben.

Anfangs Mai wurden die Einwohner von Eschlkam aus Ihrer Lethargie geweckt, als ein Brand in Richtung Schachten signalisiert wurde. Die Feuerwehr fuhr ab und in Neuaign angekommen erwies sich der Brand in Schachten. Der Stadel des "Wastl" stand in hellen Flammen und das hölzerne Wohnhaus war bereits erfasst. Dieses zu retten konnte nur noch die Aufgabe der Feuerwehr sein. Dies war bald geschehen und als man abfahren wollte trug sich ein kleines Intermezzo zu:
Die Gemeinde Kleinaign, zu der die Ortschaft Schachten gehört, fand es nicht der Mühe wert auf den Brandplatz eine Abordnung zu senden. Als man nach Kleinaign sandte und eine solche verlangte, weigerten sich diese eine Brandwache zu stellen und es bedurfte einer ergiebigen Redegewandtheit, dieselben von der Pflicht der Übernahme einer Brandwache zu überzeugen bis sie sich hierzu endlich entschlossen.

Versammlung der Delligierten des Kreises Niederbayern

Am 10. Juli Vormittag versammelten sich die Delegierten des Kreises Niederbayern zur VIII. Kreisversammlung in Zwiesel im Hilz`schen Saale. Punkt 10 Uhr ergriff Herr Kreisvertreter Kaufmann aus Landshut das Wort mit der Bekanntgabe, dass nach des bay. Landes-Feuerwehrverbandes § 10, alle drei Jahre die Kreisversammlung stattzufinden hat, dass er sich demnach erlaubt habe die Herrn hier in Zwiesel zusammen zu rufen und begrüßte die Herrn Vertreter aufs Herzlichste. Er betonte, dass es ihm zur besonderen Ehre gereiche, den Vertreter der hohen köngl. Regierung, Herrn Bez. Amtmann Müller von Regen, im Namen des Niederbayerischen Kreis-Feuerwehrverbandes herzlich willkommen heißen zu können und ersuchte die Herrn Delegierten zum Ausdruck hierfür, sich von den Sitzen zu erheben.

Herr Bez. Amtmann Müller ergriff hierauf das Wort und hob in seiner herrlichen sinnigen Rede unter anderen hervor:

Es freue ihn, dass er als Vertreter der Staatsregierung den Kreisvertreter und die Herrn Bez. Vertreter sämtlicher Niederbayerischen Bezirke begrüßen könne und namentlich freue es ihn dass der Kreis-Feuerwehrtag in Zwiesel abgehalten werde. Zwiesel und seine Umgebung haben so viele Opfer für das edle Institut der Freiwilligen Feuerwehr gebracht, dass dieselbe sich eine sehr hohe Vervollkommenheit habe aneignen können. Ein späterer Geschichtsschreiber in etwa 300 Jahren werde von unserer Zeit einmal schreiben, dass in derselben neben allen möglichen Vereinigungen die gegen das öffentliche Wohl bestanden hätten, hauptsächlich eine Vereinigung in bester Verbindung mit den staatlichen Behörden gestanden sei, die sich das edelste, das es auf Erden gebe, nämlich die Nächstenliebe, auf Ihre Fahnen geschrieben habe. Es sei allerdings nicht ausgeschlossen, dass vielleicht zur Zeit jenes Geschichtsschreibers die Freiwilligen Feuerwehren von der Stufe, auf der sie heutzutage stehen, vielleicht schon wieder herabgesunken seien. Allein der Ruhm derselben, Ihre Organisation und militärische Disziplin würden den Feuerwehren ein unvergängliches Denkmal sichern. Die Feuerwehren hätten heutzutage in Ausrüstung, Gewandtheit und Disziplin ihren Höhepunkt erlangt, der nicht mehr vervollkommnet werden könne, sondern nur hergehalten werden müsse. Die Feuerwehr habe sich die allgemeine Achtung aller Kreise erworben. Beweis dafür sei der Umstand, dass derjenige, der die Zügel der Regierung führe sein Allerhöchstes Wohlwollen stets den Freiwilligen Feuerwehren zurufe.

Mit einen dreifachen Hoch auf seine Königliche Hoheit den Prinzregenten und Protektor, in das die ganze Versammlung begeistert einstimmte schloss Herr Bez. Amtmann seine inhaltsreiche Rede.

Herr Kreisvertreter dankte dem Vertreter der könig. Regierung für die hochwertigen Worte mit der Versicherung, dass die Feuerwehren stets bestrebt sein werden, die Ordnung aufrecht zu erhalten um unter dem Schutze der königl. Regierung zum nutzen und frommen unserer Nächsten fortzuarbeiten. Er glaube im Sinne aller zu Handel wenn er nachstehendes Telegramm absende:

"Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzregenten Luitpold, dem Allerhöchstens Protektor der bayerischen Feuerwehren.

Versichern die in Zwiesel bei Gelegenheit der niederbayerischen Kreis-Feuerwehrversammlung vereinigten Feuerwehrmänner des ehrfurchtsvollsten Dankes sowie unwandelbare Treue und Ergebenheit.

Kaufmann Kreisvertreter

 

Dies wurde von der ganzen Versammlung mit größten Beifall aufgenommen.

 

Hierauf schritt man zur Tagesordnung :

Verlesung der Einläufe, Statistik, Wünsche und Anträge etc..

Zum Schluss gedachte der Herr Kreisvertreter in folgender Ansprache des 25 jährigen Bestehens des Niederbayerischen Kreis-Feuerwehrverbandes:

Meine Herrn
Im heurigen Jahr werden es 25 Jahre, dass sich der niederbayerische Kreis-Feuerwehrverband bildete und der Kreis Niederbayern kann stolz auf die Tätigkeit seiner Feuerwehren während dieser langen Zeit zurückblicken und dürfen sich auch, was Opferwilligkeit und treuer Pflichterfüllung betrifft, die niederbayerischen Feuerwehren den anderen Kreisen sicher zur Seite stellen.

Dies Resultat ist erzielt worden durch das gemeinsame, uneigennützige zusammenwirken der Gemeinden, Distrikte und des hohen Landrates mit Hilfe der Unterstützung der hohen k. Regierung und darf hiervon auch der Kreisausschuss neben der hervorragenden Mitwirkung der Herrn Bez. Vertreter und Bez. Ausschüsse ein kleines Verdienst in Anspruch nehmen.

Unsere Pflicht ist es aber auch uns dessen zu erinnern, welcher den Impuls zur Gründung des niederbayerischen Kreis-Feuerwehrverbandes gegeben und sich große Verdienste nicht bloß um das niederbayerische, sondern um das gesamte bayerische Feuerlöschwesen erworben hat. Dieser ehrenvolle Mann war Herr Albert Lukas, k. Bauamtmann, unter dessen Leitung der 1. niederbayerische Kreis-Feuerwehrtag zu Passau abgehalten wurde und welcher acht Jahre an der Spitze des Kreisverbandes stand und fünfundzwanzig Jahre als Kommandant der Freiw. Feuerwehr Passau, als einsichtsvoller praktischer Fachmann, als leuchtendes Beispiel eines tüchtigen Feuerwehrmannes tätig war. Zum ehrenden Andenken an diesen ehrenvollen Mann ersuche ich die Herren, sich von den Sitzen zu erheben. Wir alle aber wollen an dem Aufbau dieses Hauses ohne Unterlass fortarbeiten und dass die nächsten fünfundzwanzig Jahre den niederbayerischen Feuerwehrverband Glück und Segen bringen möge, das walte Gott!

 

Die hierauf erfolgte Neuwahl ergab als Resultat:
Einstimmig als Kreisvertreter wurde wiederum Herr Kaufmann gewählt. 

 

Vor Schluss der Versammlung traf noch die Antwort auf das an S. k. Hoheit gesandte Telegramm ein:

Herrn
Kreis-Feuerwehrvertreter Kaufmann
Zwiesel 

Seine köngl. Hoheit der Prinz Regent lassen den Teilnehmern an der Feuerwehrversammlung des Kreises Niederbayern, der treu gemeinten Ovation, Allerhöchst dieselben mit freudiger Genugtuung entgegengenommen haben, huldvollst Dank entbieten.
Im Allerhöchsten Auftrage:
Freiherr von Zollner
Generalmajor, Generaladjutant

 Eine wesentliche Begebenheit ist in diesem Jahre nicht mehr zu verzeichnen.

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