1891

Streit wegen der Wasserleitung

Im Jahre 1891 schien der Streit den Höhepunkt erreichen zu wollen. Die k. Regierung hatte die Gemeinde beauftragt für das Schulhaus ein brauchbares Trinkwasser zu besorgen. Die eine Partei erwog schon ernstlich den Bau einer Wasserleitung vom Hohenbogen her, die andere Partei glaubte, schon mit dem Ausbessern des so genannten "Röhrlkar" ihre Schuldigkeit getan zu haben. Feindschaften entstanden, die Parteien mieden sich gegenseitig. Bei der ausschlaggebenden Gemeindesitzung trug dann die Wasserpartei Sieg davon.

Durch diese Streitfrage wurde die Freiw. Feuerwehr sehr in Mitleidenschaft gezogen.

Geburtstag von Prinz Luitpold

Am 1. März erschien in der Zeitung für Feuerlöschwesen folgender Aufruf:

An die bayerischen Feuerwehren

Am 12. März feiert unser erhabener Protektor, Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreich Bayern Verweser, Allerhöchst Sein siebzigstes Geburtsfest, und nicht allein in der Haupt und Residenzstadt, wo besondere Festakte veranstaltet werden, sondern allerorten in unseren Vaterlande rüstet man sich, um diesen Freudentag auf`s höchste zu begehen.

Auch die Feuerwehren, Ihrem Königshause in Anhänglichkeit und Liebe treu ergeben, wollen diese Geburtstagsfeier Ihres Allerhöchsten Protektors nicht ohne Gedenken der Huld und Gnade, welche Seine Königliche Hoheit den Freiwilligen Feuerwehren stets zugewandt haben, vorübergehen lassen.

Der bayerische Landesfeuerwehr Ausschuss wird daher die Allerhöchste Genehmigung erbitten, Seiner Königlichen Hoheit eine ehrfurchtvollste Glückwunsch Adresse übermitteln zu dürfen, glaubt aber, dass es die bayerischen Feuerwehren als ihre Pflicht erachten, den 12. März feierlich zu begehen, entweder durch Beteiligung am Gottesdienst oder durch Veranstaltung besonderer Festversammlungen, in welchen in entsprechender Ansprache die Glück- und Segenswünsche ihren Ausdruck finden.

Möge im ganzen Lande am 12. März überall erschallen
ein begeistertes
Gut Heil"

Seiner königlichen Hoheit dem Allergnädigsten Protektor der bayerischen Feuerwehren.
München den 1. März 1891
Der bayerische Landesfeuerwehr Ausschuss
L.Jung, Vorsitzender
Payr, Schriftführer

 

Kommandant Neumayer wollte in Eschlkam eine Kirchenparade veranstalten, um bei einen darauf folgenden Frühschoppen die von den Zwistigkeiten erregten Gemüter wieder zusammen zuführen, um die Uneinigkeiten aus den Reihen der Freiw. Feuerwehr zu verbannen. Aber er hatte sich sehr getäuscht! Gerade er war es, dem man mit seinen Freunde, dem Bürgermeister Dachauer, die ganze Angelegenheit in die Schuhe schob. Er war der Anstifter der so notwendigen Anregung zur Wasserleitung, ihm maß man alle Schuld zu.

Der Gedanke einer Kirchenparade konnte nicht verwirklicht werden, denn alle Kameradschaft in der Feuerwehr schien verloren gegangen zu sein, unter solchen Umständen wollte Neumayer auch nicht mehr die Charge eines Kommandanten bekleiden.

Generalversammlung

Am 25. März fand dann auch die Generalversammlung im Späth`schen Gasthause statt, bei welcher der Kommandant die Stelle als Hauptmann niederlegte, für das im geschenkte Vertrauen während seiner 20 jährigen Tätigkeit dankte und bat dieses Vertrauen auf seinen Nachfolger überzutragen.

Die hierauf erfolgte Wahl ergab als
Hauptmann:     Späth Xaver,        Gastgeber
Adjutant:         Riederer Ludwig,   Kaufmann

Diese Wasserleitungsstreitfrage schien für die Freiw. Feuerwehr Eschlkam die Zeit der größten Erniedrigung zu sein. Die Parteisachen wucherten nur zu stark in derselben ein. Beide Parteien arbeiteten mit fieberhafter Tätigkeit. Die eine ließ Projekte anfertigen, die andere ersann Mittel und Wege wie der Bau hintertrieben werden konnte. Dass unter solchen Uneinigkeiten eine Feuerwehr nicht florieren konnte, war doch selbstverständlich. In so einen kleinen Ort, wo die Bürger die Mannschaft der Wehr bilden müssen, ist es sehr begreiflich, dass sich der Streit auch direkt auf die Feuerwehr ausgedehnt hat. Das gute Einvernehmen war verschwunden, das Interesse für die Feuerwehrsache ward an den Nagel gehängt. Was Wunder zu nennen, wenn dem neuen Kommandanten auch alle Lust hierzu vergangen war. Die Übungen wurden nicht mehr besucht und so ließ man sie ganz ausfallen. Der Gedanke war nur mehr auf eine Wasserleitung gerichtet.

Das Hydrotechnische Bureau arbeitete dann einen Plan aus, nach diesem sollte der Chambfluss unter der Heuhofermühle in einen Kanal geleitet werden, welcher dann oberhalb der Kleinaigner Brücke eine Turbine betreiben sollte. An diese sollte ein Pumpwerk angegliedert werden, welches das Wasser aus einer Filteranlage neben dem Bache in eine in der Nähe der Kirche zu erbauende Reserve drücken sollte, von wo aus der Markt mit Wasser gespeist werden sollte.

So sehr nun das Wasser ein Bedürfnis für Eschlkam war, hatte man selbst in den Reihen der Wasserpartei, Bedenken gegen dieses Projekt und getraute sich deshalb nicht recht damit in die Öffentlichkeit.

Einsätze vereinen die Feuerwehrmitglieder

Ein Brand in Richtung Kuchlhof wurde dann im Monat Mai gemeldet. Vergessen waren sofort die Zwistigkeiten der Wasserleitungssache und gemeinsam ging man der Feuerwehrsache nach. Eine große Anzahl machte sich auf den Weg der vorangefahrenen Spritze zu folgen. Das ganze Anwesen des Bauern Kern von Oberfaustern stand in hellen Flammen. Was nützen aber die modernsten Löschmaschinen, was viele Leute, wenn das bei einen Brande wichtigste Element. das Wasser fehlt. Die anhaltende Trockenheit hatte verursacht, dass der unmittelbar beim Brandobjekte liegende Weiher bereits leer war, nur Odel und Schlamm war darin enthalten. Die Spritze konnte nicht gespeist werden. So mussten sich die Eschlkamer auf Rettungsarbeiten beschränken. Den Stadel hatte bereits das Feuer ergriffen und es blieb nichts anderes mehr übrig, als ihn einzureißen.

Am 10 Juli stieg eine gewaltige Rauchwolke in Richtung Neumark auf und sofort waren die tapferen Mitglieder der Freiw. Feuerwehr bereit den bedrängten Hilfe zu bringen. Es musste jedoch der gute Wille für das Werk gehen, denn es dauerte ziemlich lange bis Pferde requiriert werden konnten. Als man dann Neuaign erreichte war kein Rauch mehr zu sehen und man entschloss sich, heim zu fahren.

Ein langer Regen hatte die Grummeternte verspätet und man konnte, um sich eines landläufigen Ausdrucks zu bedienen, "sein Grummet nur stehlen" Was Wunder zu nennen, wenn mancher Grummetstock heiß wurde, musste er ja fast nass oder zu wenig getrocknet heimgebracht werden. Dies war auch in Leming der Fall. Der Kleingirgl bemerkte, dass sein Stock in Folge übermäßiger Feuchtigkeit und deshalb bedingter Ausdünstung bereits sich erhitzt hatte. Kurz entschlossen ließ er die Eschlkamer Feuerwehr verständigen, welche alsbald eintraf und das Grummet in das Freie verbrachte. Der ganze Stock wurde aus der Scheune gebracht und so verhindert, dass das Grummet sich entzünden konnte.

So war wieder ein Jahr verflossen, ein bedeutungsvolles für die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr.

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