1870

Am 25. März 1870 - Gründung der Feuerwehr Eschlkam

Am Tage Mariae Verkündigung versammelten sich, um gegen 2 Uhr, im Gasthause, des für die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr sehr tätigen, Herrn Wenzelaus Späth, die bereits zum Beitritt angemeldeten Bürger und Jünglinge Eschlkams, um das Werk der Gründung der Feuerwehr vorzunehmen. Die zahlreichen Gäste ließen schon ein Gelingen derselben hoffen und der ganze Verlauf der Versammlung rechtfertigte die gehegten Hoffnungen in höchst erfreulicher Weise.

Alle Anwesenden erklärten wiederholt den Beitritt zur Feuerwehr, und so wurde dann die vom Schullehrer Haindl mit Zugrundelegung der Statuten benachbarter Feuerwehren verfassten Satzungen für den hiesigen Verein beraten und festgestellt. Bei der hierauf erfolgten Ausschusswahl wurde Lehrer Haindl als Vorstand und Hauptmann, Bierbrauer Neumayer als Adjutant, Handelsmann Riederer als Kassier und Hilfslehrer Drexl als Schriftführer gewählt.

Nachdem die Rotten gebildet waren, wählten die Mannschaften ihre Führer und zwar wurde Hunger für die Steiger, Franz Dachhauer für die Schlauchführer, G. Späth für die Werkleute (Pioniere) und P. Römisch für die Spritzenmannschaft als Rottenführer gewählt. In Heiterkeit verlief der ganze erste Feuerwehrabend. Aus dem Herzen kommende Aufmunterungen des Feuerwehr Hauptmanns, jetzt, nachdem die Gründung vollzogen, auch fest zusammen zuhalten und keine Mühe bei den beginnenden Übungen zu scheuen, laut Ausgesprochene Versicherungen treuen und festen Zusammenwirkens, kräftiges "Gut Heil" das in Eschlkam nun zum ersten Mal ertönte, besiegelten das Band, das an diesen Tage die Mitglieder der jungen Feuerwehr so schön vereinigte.

Man beschloss, fortan jedes Mal den 25. März als Gründungstag zu feiern, an diesen Tage auch die Vereinsrechnung zu stellen, sowie die Ausschussmitglieder und Rottenführer und deren Ersatzmänner zu wählen.

Anschaffung der neuen Saug- und Druckspritze

Zur Zeit der Gründung der Feuerwehr wurde von den auf dem Rathause versammelten Bürgern einstimmig beschlossen, eine neue Saug und Druckspritze anzuschaffen. Wohl hatte die alte Druckspritze bei manchen Bränden, namentlich in Furth, Kötzting, Ritzenried, ersprießliche Dienste geleistet, allein das Bedürfnis einer guten und besonders einer Saugspritze war zu einleuchtend, als dass man hätte sich auf längere Zeit mit der einzigen (alten) Spritze hätte beruhigen können.

So wurde dann bei F. W. Englhart in Fürth eine den jetzigen Anforderungen entsprechende Spritze, Größe Lit. C. mit der Schlauchweite nach Lit. B. um den Preis von 725 Gulden angeschafft. Am 29. Juni 1870 kam die neue Maschine auf dem Bahnhofe in Furth an. Schon in aller Frühe begab sich eine bedeutende Anzahl bereits montierter Feuerwehrmänner mit Ihren Hauptmann und mit Fuhrwerk versehen nach Furth zur Abholung der Maschine. In Gegenwart erfahrener Feuerwehrmänner zu Furth wurde dortselbst die Spritze einer Probe unterstellt, die höchst befriedigend ausfiel. Unter Absingung heiterer Feuerwehrlieder führte man sie nach Ihren Bestimmungsort, unterstellte sie auch hier (bei der Bäckermühle) bei Anwesenheit vieler Zuschauer einer Probe, wobei ihre bedeutende Leistungsfähigkeit allseitige Anerkennung fand. Schon gleich nach dem Zustandekommen der hiesigen Feuerwehr wurde mit der Anschaffung der Ausrüstungsgegenstände begonnen.

Die Dach- und Hakenleitern wurden hier gemacht. Die Beile vom Hammerschmied bei Neukirchen, (fielen etwas mangelhaft aus). Gurte, Hacken, Riemen und Lederzeug fertigten hiesige Meister zur größten Zufriedenheit und möglichst billigen Preisen und als das Fronleichnamsfest 1870 begangen wurde, hatte beinahe die ganze Mannschaft schon Blouson und gewährte ob derer Ausrüstung, schöner Haltung und wohl eingeübten Marschieren mit vorangehender Blasmusik, einen angenehmen erfreulichen Anblick. Selbstverständlich war das Corps nicht nur zum Parademachen herangebildet worden. Schon zu Ostern desselben Jahres hatten die Übungen begonnen. Sie wurden an jeden Sonn- und Feiertag morgens von 6 -½8 Uhr gehalten. Zu den Steigerübungen bediente man sich des Neumayerischen Bräuhauses. Auch mit der Spritze wurden, ohne und mit Benutzung des Wassers, Übungen gehalten (Bräuhausbrunnen), obgleich man nicht glaubte, dass sie so bald zur ernsten Tätigkeit gebraucht werden sollte und auch für das junge Feuerwehrcorps Gelegenheit sich darbiete, das erste Mal zum Kampfe gegen das entfesselte Feuer zu eilen.

1. Ausrücken zum Brande

Der 6. August 1870 war für Eschlkam und die Umgegend ein Tag des Schreckens. Um 9 Uhr morgens verhüllten düstere, tiefhängende Wolken das Firmament. Ein gewaltiges Gewitter, dessen sich die ältesten Leute nicht erinnern konnten, zog daher. Blitz auf Blitz folgten, unmittelbar von fürchterlichen Donner begleitet, es schien als wollte das Gewitter von Eschlkam nicht mehr weiterziehen. Auf einmal erscholl der Ruf "Feuer", "der Blitz hat eingeschlagen". Die Feuersignale ertönten. Unter heftigen Regen versammelte sich die Mannschaft beim Requisitenhaus. Schon wollte man mit der Spritze der Heuhofermühle zueilen, weil man dort Rauch emporsteigen sah, da hieß es plötzlich "in Leming brennt es". Bei der Heuhofermühle hat der Blitz nur in ein Getreidemandl eingeschlagen. Rasch machte die Feuerwehr mit den zwei Spritzen und den Dachleitern "Kehrt um" und ging die Leminger Höhe hinan.

Es brannte aber nicht in Leming, sondern der Köppl-Anderl-Hof, wo der Blitz in eine der nahen Pappelbäume schlug und von dort auf eines der Ökonomiegebäude und es schnell anzündete. Als die Feuerwehr dort ankam, standen der Stall und das Wohnhaus schon in hellen Flammen, aber die übrigen, vom Feuer bedrohten Nebengebäude konnten noch gerettet werden. Kräftig wurde nun gearbeitet. Die neue Spritze mit Benutzung der beiden Strahlrohre leistete ausgezeichnetes. Alles wunderte sich wie "eine so kleine" Spritze so viel Wasser und mit solcher Gewalt auf das brennende Gebäude werfen könne. Es wurde noch vieles gerettet. Ein Feuerwehrmann fand im brennenden Hause eine bedeutende Summe Geld und übergab sie dem Eigentümer. Die Feuerwehr kehrte nachmittags 2 Uhr zurück nach Eschlkam mit dem erhebenden Bewusstsein, nun die Feuertaufe glänzend bestanden zu haben. Der Feldzug gegen Frankreich rief auch einige Feuerwehrmänner zur schönen Pflicht der Verteidigung des Vaterlandes.

Beim Gastwirt Matthias Späth feierten die Kampfberufenen, Franz Pfeffer, Wilhelm Späth, Anton Pfeffer, Andre Sporrer, Karl Lauerer und Ludwig Fischer Abschied, der wohl in Anbetracht der harten Tage, die den Scheidenden bevorstanden, gegen anderen Abschiedsfeierlichkeiten einen bedeutenden Unterschied hatte. Gleichwohl herrschte keine gedrückte Stimmung, Feuerwehrlieder erklangen und die vom Herzen des Feuerwehrhauptmanns kommende und in die Herzen der abziehenden Krieger dringende Abschiedsworte ermutigte letztere ersichtlich. Besondere Erwähnung muss hier des Artillerie Soldaten Franz Pfeffer getan werden, der von größtem Mute beseelt, schon jetzt, als noch so viele eine Überlegenheit der französischen Armee mit ihren "Kugelspritzen" befürchteten, im Vorgefühl glorreichen Sieges, voraus sagte, dass die "bayerischen Kanonenkugeln" den Franzosen schon heimleuchten werden. Mit dem Wunsche der Angehörigen und Bekannten und des ganzen Feuerwehrcorps, dass die Scheidenden wieder wohlbehalten zurückkehren möchten, schieden die Vaterlandsverteidiger von hier. Die im Verlaufe der beiden Kriegsjahre an allen Orten gefeierten großen Taten der deutschen Armeen, feierte auch die hiesige Feuerwehr im Vereine mit der Bürgerschaft in erhebender Weise, so die Einnahme von Paris durch ein sehr gelungenes Fest beim Gastwirte M. Späth, die Siegesfeiern beim Baumann und die glückliche Heimkehr der Kämpfer wiederum im erstgenannten Gasthause.

2. Brand

Am 20. August 1870 abends gegen 9.00 Uhr erscholl Feuersignal. Es brannte in Furth, beim Fr. Altmann, in den Ökonomiegebäuden, bei welchen Brande die hiesige Feuerwehr schnell am Platze war und tatkräftigst gegen das Feuer anrückte, das nach einigen Stunden mit den Feuerwehren von Furth und Arnschwang gedämpft werden konnte.

3. Brand

Am 30. September brannte es, ebenfalls abends, in Neumarkt, die hiesige Feuerwehr eilte schnell zu Hilfe, der Brand war bald gelöscht.

4. Brand

Am 23. Dezember nachts 11,oo Uhr bemerkte der Feuerwehrhauptmann dahier eine eben in Furth aufgehende gewaltige Feuersäule. Das Feuersignal vereinigte schnell eine beträchtliche Anzahl Feuerwehrmänner, von welchen die Mehrzahl auf den Brandplatz sich begab, die zurück gebliebenen zum Wachtdienst beordert wurden.

Es brannte in Furth, südlich vom Rathause und es standen bei Ankunft der hiesigen Feuerwehr bereits einige Häuser in Flammen. Es war eine fürchterlich kalte Nacht, - 23 oC , und jeden der diesen Brand mitmachte, wird derselbe unvergesslich sein. Erfrorene Füße, Hände, Ohren, trug der Eine oder Andere davon. Die Brauer mussten warmes Wasser zu den Spritzen führen, welche größtenteils ihren Dienst versagten. Die Eschlkamer Spritze hielt indes aus, obwohl das Saugrohr vor Eis manchmal nur mehr eine kleine Öffnung hatte und dasselbe, sowie auch die übrigen Schläuche mit warmen Wasser wieder aufgetaut werden mussten. Morgens 7.00 Uhr kehrte man von der Brandstätte zurück.

Gesellschaftlicher Auftrag von Anfang an

Am 26. Dezember, (Stephanitag) veranstaltete der Feuerwehrhauptmann mit seinen Kollegen und Musikschülern, im Saale des Herrn Bierbrauers Neumayer, zum besten der Feuerwehr Eschlkam eine Musikproduktion, die größtenteils von Einheimischen besucht wurde. Nach Abzug der Kosten konnte der Feuerwehr ein Nettoertrag von 37 Gulden zugeführt werden. Heiter verlief das Fest, das allgemein befriedigte und erst bei Tagesanbruch endigte.

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